Veröffentlicht am 14. September 2021
Verliebt in Pierre de Maere
Dieser junge Künstler aus Belgien beweist, dass Coolness keine Frage des Alters ist. Während er noch Schüler war, arbeitete er schon als Fashion-Fotograf. Angepasst zu sein, war noch nie so sein Ding und auf Musik hatte er irgendwie auch schon immer Lust. Also warum nicht einfach mal einen Song machen? Zufällig entdeckten wir bei Spotify seine ersten beiden im Kinderzimmer komponierten Lieder – und was sollen wir sagen? Wir sind jetzt Fans. Fans der ersten Stunde. Tickets für sein erstes Konzert am 13. Mai 2022 haben wir uns auf jeden Fall schon gekauft – wer von Euch kommt mit nach Paris?
Seine erste Single "Judas" veröffentlichte Pierre 2019 in Eigenregie über Spinnup. Der Text – englisch, gesungen mit einem so subtilen wie charmanten französischen Akzent – erzählt von der Liebe zu den falschen Männern, während Pierre sich in seinem zweiten Stück "Potins absurdes" (2020) mit allerlei Klatsch und Tratsch beschäftigt und der Angst davor, genau so eine Lästerbacke zu sein wie alle anderen. Sei unbesorgt, lieber Pierre, würden wir ihm da am liebsten sagen. Wer so singt und denkt wie Du, kann gar nicht oberflächlich sein. Wir haben Pierre, der mitten in Belgien auf dem Land lebt und gerade an seinem ersten Album bastelt, ein paar Fragen gestellt.
Dein Song "Potins absurdes" beginnt mit einer Frage an Dich. Sag mal Pierre, stehst Du auf Jungs... Wird Dir diese Frage oft gestellt und wenn ja, was sagst Du dann?
Diese Frage wurde mir in echt noch gar nicht so oft gestellt. Zum Glück – denn es gab Zeiten, in denen sie mir echt Bauchschmerzen gemacht hat. Heute habe ich keine Schwierigkeiten mehr, darauf zu antworten. Allerdings finde ich, dass die Handlungen eines Menschen – was er tut und lässt, wie er sich einbringt, engagiert oder raushält – ihn doch viel mehr ausmachen als seine sexuelle Orientierung. Die sucht man sich schließlich nicht aus. Ich persönlich möchte lieber mit meinen Songs auffallen und nicht mit meinen Liebschaften.
In "Judas" geht es darum, dass Dir jemand sagen will, wen Du zu lieben hast und wen nicht. Warum, glaubst Du, interessiert es die Menschen so, wie andere leben und lieben?
Ach, das interessiert in Wahrheit doch nur die, die kein eigenes Leben haben, das sie leben können. Man sollte es diesen Menschen nicht übel nehmen, sondern einfach für sie hoffen, dass sie ihre Zeit irgendwann sinnvoller nutzen können.
Glaubst Du, dass Oberflächlichkeit eine Generationsfrage ist?
Nein. Die hat es schon immer gegeben. Und es wird sie in meinen Augen auch immer geben. Ich zum Beispiel gehöre zu denjenigen, die sie am Leben erhalten, weil ich mich ja quasi exponiere. Mein Erfolg hängt davon ab, was andere denken. In meinem Leben dreht sich alles darum, andere zu beeindrucken, ihnen zu gefallen, sie auf meine Seite zu ziehen. Ohne, dass über mich geredet wird – egal ob gut oder schlecht – kann ich nicht erreichen, was ich erreichen möchte. Ich glaube, dass es eine Frage der Erziehung ist, wer oberflächlich ist und wer nicht. Vielleicht liegt es aber auch in den Genen. Wer weiß das schon?
Wie wichtig sind Vorbilder? Hast Du welche?
Vorbilder können Werte vermitteln, inspirieren und Halt geben – insbesondere dann, wenn es kein anderer tut. Mein absolutes Idol – mal abgesehen von meinen Eltern – ist Lady Gaga. Sie ist eine so freie, starke und unabhängige Frau, die vor nichts Angst hat – erst recht nicht vor sich selbst. Ein Konzert von ihr katapultiert dich in die beste aller Welten. Du spürst Frieden und Harmonie und bist einfach nur Du selbst. Wenn ich irgendwann mal Fans habe und eine:r davon sagt, sich dank meiner Musik freier zu fühlen oder sich selbst näher gekommen zu sein, wäre das mein größter Erfolg.
Interview: Theresa Hallermann Fotos: Gabrielle Riouah