Veröffentlicht am 14. September 2021; aktualisiert am 23. September 2021
Liebe im Spektrum
Die große Liebe zu finden, kann schwer sein. Für Menschen mit Autismus noch viel schwerer. Denn sie können zwischenmenschliche Signale nicht leicht deuten und auch die, die sie selbst senden, kommen beim Gegenüber häufig falsch an. Das macht Flirten zu einem Buch mit sieben Siegeln. Die Netflix-Reality-Serie „Love on the Spectrum“ („on the spectrum“ = autistisch) begleitet junge Erwachsene, die mit unterschiedlichen autistischen Herausforderungen leben, bei der Suche nach THE ONE.
Da ist der mit allem sehr korrekte Michael, der seiner potenziellen Freundin bereits vor sechs Jahren eine Holzschatulle in Herzform geschnitzt hat, oder Olivia, die schon sehr oft verliebt war – leider immer einseitig. Oder Mark, der ein Flirt-Bootcamp besucht, in dem vor allem Konversation geübt wird. Von dämlichen „Schwiegertochter gesucht“-Alliterationen wie „sensible Sabrina“ oder „forscher Frederik“ sehen wir hier mal ab – auch weil es bei „Love on the Spectrum“ eben nicht ums Vorführen von Menschen mit Autismus geht. Ja, okay, es gibt (zum Teil unfreiwillig) komische Szenen, die aber vielmehr liebevoll als voyeuristisch sind.
Man wünscht Michael, Olivia, Mark & Co so sehr, dass das nächste Date gut läuft. Ohne nervenzerreibende Gesprächspausen oder Panikattacken – und verliebt sich hin und
Text: Anna Hesse
wieder selbst ein bisschen in die Girls und Boys. Ganz nebenbei erfährt man auch ein kleines bisschen was darüber, was es heißt, mit Autismus zu leben, bekommt Einblicke in die Wünsche und Träume der jungen Menschen. Und auch in ihre Familien, die liebevoll und humorvoll mit den Herausforderungen dieser sehr komplexen neurologischen Entwicklungstörung umgehen.
„Love on the Spectrum“ beeindruckt mit Offenheit, Humor und Authentizität – absolute Binge-Empfehlung! Kleiner Spoiler: Wer Happy Ends ohne Umwege erwartet, wird enttäuscht. Aber so ist das Leben. Nein, nicht enttäuschend. Aber es ist am Ende eben doch nicht so leicht, die große Liebe zu finden – das dauert meistens länger als eine Serien-Staffel.
Deshalb gibt's inzwischen Staffel 2. Hier geht’s zum Trailer: ANGUCKEN.