Veröffentlicht am 3. Februar 2022

Barry Goldwaters späte Wandlung

HISTORY

Er machte Karriere als Senator für die US-Republikaner und galt in den sechziger Jahren als fast zu konservativ für seine Partei. In späten Jahren allerdings machte sich Barry Goldwater für die Rechte von homosexuellen Menschen in der Armee stark. Dabei bestand er darauf, dass sich seine Grundüberzeugungen nie geändert hätten.

Barry Goldwater war für insgesamt 30 Jahre Senator der Republikanischen Partei in Arizona und im Jahr 1964 der Kandidat bei der US-Präsidentschaftswahl (die er krachend gegen den Demokraten Lyndon B. Johnson verlor). Er gilt als treibende Kraft hinter dem Rechtsruck der Republikaner und stimmte 1964 gegen den „Civil Rights Act“, dem wohl wichtigsten Gesetz zur rechtlichen Gleichstellung von Afroamerikanern. Im Jahr 1971 plädierte er dafür, dass die USA ihre Zahlungen an die Vereinten Nationen einstellen, nachdem diese die Volksrepublik China aufgenommen hatten. „Sollen sie ihr Hauptquartier doch nach Moskau oder Peking verlegen“, wetterte er im Senat. Liberale Stimmen klingen anders.

Etwa so: „Unsere große Aufgabe besteht darin, in diesem Land damit aufzuhören, Leute zu diskriminieren, weil sie homosexuell sind. Es mag euch nicht gefallen, aber diese Menschen haben ein verfassungsmäßiges Recht darauf, homosexuell zu sein.“ So sprach Goldwater 1994, damals 85 Jahre alt. Damals stellte er sich gegen die von der Clinton-Regierung aufgestellte Regel „Don't ask, don't tell“, die es Militärangehörigen untersagte, homo- und bisexuelle Soldatinnen und Soldaten zu diskriminieren – so lange sie sich nicht zu ihrer Sexualität bekennen. Offen schwul oder lesbischen Menschen war der Eintritt in die Armee aber nach wie vor verwehrt, was Goldwater so kommentierte: „Wir alle wissen, dass schwule Männer mindestens seit Cäsars Armee heldenhaft gedient haben. Um für dein Land zu kämpfen und zu sterben, musst du nicht straight sein. Du musst nur straight schießen können.“ Auch in anderen Bereichen hat sich Goldwater spät in seinem Leben oft von seiner Partei abgewandt.

Während seiner letzten Amtszeit als Senator setzte er sich für den Erhalt des legalen Schwangerschaftsabbruch ein, zum Entsetzen vieler Parteifreunde. 1993 unterstützte er Karan English bei ihrer Wahlkampagne für das US-Repräsentantenhaus – eine Demokratin. Und doch bestand er Zeit seines Lebens darauf, dass sich seine Grundüberzeugungen nie geändert hätten: Der Staat, so fand er, solle sich schlicht aus dem Privatleben seiner Bürger heraushalten. Vielmehr sei es die Republikanische Partei, die sich an ihm vorbei nach Rechts radikalisiert habe. Wenige Jahre vor seinem Tod sagte er an hochrangige Republikaner gerichtet: „Bezieht euch bei dem, was ihr tut, niemals auf mich. Ihr seid Extremisten, und ihr schadet der Republikanischen Partei mehr, als es die Demokraten je getan haben.“

Bis „Don't ask, don't tell“ zurückgenommen wurde, sollte es indes noch bis zum Jahr 2011 dauern. 

Barry Goldwater in Uniform als Major General
Während der Weltkriege war Goldwater selbst Militärpilot und verließ die Armee im Jahr 1967 im Rang eines Major General. Bild: U.S. Air Force Archive