Veröffentlicht am 14. September 2021

History

Daryl Davis: Als Schwarzer beim Ku-Klux-Klan

Rainbow Hero

Daryl Davis ist Musiker und gilt als einer der besten Blues-Pianisten der Welt. Seine größte Lebensleistung hat der 62-Jährige jedoch auf einem anderen Feld vollbracht. Dank ihm hat der rassistische und gewalttätige Geheimbund Ku-Klux-Klan weniger Mitglieder. 

Eines Tages im Jahr 1983, Davis spielte zum ersten Mal in einer Bar namens Silver Dollar Lounge in Frederick, Maryland, kam nach seinem Auftritt ein weißer Mann auf ihn zu. Er war freundlich, sie gaben sich die Hand, und der Mann sagte: „Ich habe noch nie einen Schwarzen gesehen, der Klavier spielt wie Jerry Lee Lewis.“

Davis war überrascht. Geduldig erklärte er seinem Gegenüber, dass der Rock & Roll, den Lewis und andere spielen, seine Wurzeln in schwarzem Blues und Boogie hat. Die beiden Männer setzten sich auf ein gemeinsames Bier hin, und nach einer Weile gab sich der weiße Mann als Mitglied des Ku-Klux-Klans zu erkennen. „Es ist das erste Mal, dass ich mit einem Schwarzen zusammen sitze und ein Bier trinke“, gab er zu verstehen.

Daryl Davis im Gespräch mit einem Ku-Klux-Klan-Mitglied
Daryl Davis steht bei einer Klan-Veranstaltung in Missouri vor einem brennenden Kreuz
Daryl Davis und ein Mitglied des Klans stehen bei einer Veranstaltung in Maryland vor den Resten eines brennenden Kreuzes
Daryl Davis und der Anführer eines Ku-Klux-Klan-Ablegers

Davis war fasziniert. Da saß er mit einem Klansman zusammen, die Musik verband sie. Vielleicht, so dachte er, fällt es Rassisten nicht mehr so leicht, ihre Vorurteile gegen Schwarze Menschen aufrechtzuerhalten, sobald sie einen kennenlernen. Über mehrere Jahre nahm er Kontakt zu weiteren Klan-Mitgliedern auf, darunter Roger Kelly, Chef des Ku-Klux-Klans in Maryland. Das erste Treffen war angespannt, doch mit der Zeit wurden Davis und Kelly Freunde. Rassismus lebt von Unwissenheit, lernte Davis, und je näher die beiden Männer sich kannten, desto mehr legte Kelly seine Vorurteile ab. Kelly lud Davis sogar zu mehreren Klan-Treffen ein und bat ihn, Patenonkel seiner Tochter zu werden. Auch zu anderen Klan-Mitgliedern in Maryland pflegte Davis mit der Zeit gute Beziehungen. Nachdem Kelly schließlich seine alten Vorurteile über Bord geworfen und den Klan verlassen hatte, zogen viele seiner alten Gefährten nach und der Geheimbund in Maryland löste sich auf. Viele der Aussteiger schenkten Davis ihre Klankutte, über zwei Dutzend hat er bis heute gesammelt. Insgesamt schätzt Davis, dass er schon mehr als 200 ehemalige Klan-Mitglieder bekehrt hat.

Der Ku-Klux-Klan in Maryland indes hat sich mittlerweile neu formiert, Anführer ist Richard Preston, der bei der Demonstration rechter Gruppen in Virgina im Jahr 2017 für das Abfeuern einer Waffe festgenommen wurde. Davis zahlte Prestons Kaution und besuchte mit ihm das Museum für Afroamerikanische Geschichte in Washington. Bei Prestons Hochzeit wenig später übergab Daryl Davis die Braut.

www.daryldavis.com